Mittwoch, 30. April 2014

Das Parfüm (Patrick Süskind)

Ich habe den Film geliebt und deswegen war es für mich schon ein Must-Read, an welches ich mich aber nie wirklich heran getraut habe. Ich wollte mir das schöne Bild des Films nicht selbst versauen und wahrscheinlich habe ich deswegen nie nach dem Buch gegriffen. Doch jetzt war es soweit und ich bereue es kein Stück. Ich gebe zu, der Schreibstil war zwischenzeitlich sehr anstrengend und wir haben es hier nicht mit der leichten Kost zu tun, die wir einfach so vom Fleck weg lesen können. Auch waren einige Strecken im Buch dabei, die sich extrem lang gezogen haben und bei denen man sich sogar ‚gelangweilt’ hat. Süskind beschreibt die Umgebung sehr detailgenau und lässt allen menschlichen Sinnen dabei großen Spielraum; das ist nicht unbedingt der Stil von jedermann. Andererseits ist es aber auch irgendwie fasziniert wie genau spezielle Düfte und Wahrnehmungen beschrieben werden. Wir stolpern hier über Beschreibungen von Dingen, die wir uns vorher nie genau ausmalen konnten. 

Doch kommen wir zu den Charakteren. Natürlich ist unser Protagonist - Jean-Baptiste Grenouille – derjenige, der im Vordergrund steht und den Leser in seinen Bann zieht. Nur selten hat man uns mit einem derartigen Mörder konfrontiert und wir empfinden gleichzeitig Mitleid sowie Abscheu für ihn und seine Taten. In einem Moment sind wir wie gefesselt von seinem ‚Talent’ und dieser ganz eigenen Welt in der er lebt (was mich stark an Autismus erinnert hat) und im anderen Moment fürchten wir uns vor dem Monster, dass da versteckt offensichtlich in ihm lauert und immer wieder Scheibchenweise hervor scheint. Patrick Süskind hat wirklich wahnsinniges Geschick bei diesem Werk bewiesen und drückt sich stets gewählt und auch überlegt aus. Splatter hat dieses Buch nicht nötig, denn der Tod wird hier auf beinahe künstlerische Weise dargestellt. 

Ich hatte Spaß daran dieses Buch zu lesen, auch wenn es meiner Meinung nach nichts für zwischendurch war. Es ist ein Klassiker, den man irgendwie irgendwann gelesen haben muss. Es ist wie ein Kunstwerk in Buchform; so voller Farben und Düften die man immer greifbar vor sich hat. 

5 / 5 ♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Mittwoch, 23. April 2014

Gut gegen Nordwind (Daniel Glattauer)

Klappentext | Inhaltsbeschreibung:


Emmi Rothner möchte per E-Mail ihr Abo der Zeitschrift „Like“ kündigen, doch durch einen Tippfehler landen ihre Nachrichten bei Leo Leike. Als Emmi wieder und wieder E-Mails an die falsche Adresse schickt, klärt Leo sie über den Fehler auf. Es beginnt ein außergewöhnlicher Briefwechsel, wie man ihn nur mit einem Unbekannten führen kann. Auf einem schmalen Grat zwischen totaler Fremdheit und unverbindlicher Intimität kommen sich die beiden immer näher – bis sie sich der unausweichlichen Frage stellen müssen: Werden die gesendeten, empfangenen und gespeicherten Liebesgefühle einer Begegnung standhalten? Und was, wenn ja?

Ich weiß; der Titel mag den ein oder anderen verwundern weil diese Art von Roman ja nun überhaupt nicht zu meiner Sammlung passt (und auch rein gar nichts Brutales oder gar Verstörendes beinhaltet). Aber ich konnte einfach nicht anders und musste dieses Buch lesen, da mir der ein oder andere in der Vergangenheit davon erzählt hat. Auch die liebe Rena (schöne Grüße nach Hamburg) ist Schuld dran. Ich war wirklich sehr gespannt auf dieses Buch und bin sogleich in die nächste Bücherei gerannt um es auszuleihen. Und was soll ich sagen: Es hat mich berührt und nicht mehr losgelassen – so intensiv, dass ich es innerhalb von 2 Abenden verschlungen hatte. 

Zugegeben: Anfangs war ich sehr skeptisch, weil ich einfach nicht gedacht hätte dass ein Buch aus reinen Emaildialogen mich so fesseln könnte. Wir bekommen hier lediglich Einblick in die Outlook-Kommunikation der beiden Hauptprotagonisten und das ist – für jemanden der das erste Mal über einen derartigen „Schreibstil“ stolpert - gewöhnungsbedürftig. Aber es dauerte nicht lange und man hatte Gefallen an der spitzen und knackigen Unterhaltung von Emmi R. und Leo L. gefunden. Relativ schnell wusste man, dass man es hier mit sympathischen und dennoch intelligenten und schlagfertigen Menschen zu tun hat. Auch der nötige Witz durfte bei den Mails nicht fehlen; automatisch ertappt man sich dabei wie das Buch einen zum Lächeln bringt. Die Unterhaltung wurde auch langsam immer persönlicher – um nicht sogar zu sagen: Intensiver! Aber auch hier gilt: wir werden nicht mit direkten Argumentationen a la „Ich will dich eigentlich jetzt sofort nur flachlegen.“ konfrontiert, sondern erhalten nur kleine Spannungen am Rande und wissen innerlich, dass die beiden einfach irgendwann zueinander finden MÜSSEN.

Doch wie es immer so ist: Das Kennenlernen der Zwei gestaltet sich schwieriger als gedacht und Drama ist bald vorprogrammiert. Drama – ach ja, ich LIEBE Drama. Ich mag es total, wenn alles den Bach runter geht und einen mitzieht. Hört sich verrückt an, oder? 
Für einen deutschen Roman, war „Gut gegen Nordwind“ erfrischend anders. Das offene Ende ließ den Leser sprachlos zurück und ist eigentlich gut so gewesen wie er war. Zugegeben – ich wäre wohl verrückt geworden wenn ich nicht gewusst hätte, dass ein zweiter Teil erschienen war. 

5/5 ♥ ♥ ♥ ♥ ♥

Donnerstag, 10. April 2014

Red Sky (Nate Southard)

Hallo meine Lieben,

entschuldigt meine lange Abwesenheit, aber so ist das nun einmal bei einem Umzug. Nie klappt etwas so, wie es klappen soll. Und schon mussten wir mehrere Wochen auf unser Internet warten. Aber jetzt funktioniert alles wieder so, wie es soll und wir wohnen endlich in unserem wunderschönen Häuschen! <3
Als kleine Entschuldigung habe ich euch eine neue Rezension mitgebracht. Mal sehen ob ich so langsam wieder ins bloggen komme und ob es euch noch gefällt! ;)

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Klappentext | Inhaltsbeschreibung:

Der Überfall in der Bank von El Paso läuft völlig aus dem Ruder und so bleibt dem Ganoven Danny Black nur die Flucht in die Wüste von New Mexiko - auf dem Rücksitz eine weibliche Geisel, einen schwerverwundeten Psychopathen und dessen hysterische Freundin.

Als sie in den verlassenen Fabrikhallen von Red Sky Manufacturing Schutz suchen, ahnen sie nichts von dem geheimen Leben im Wüstensand um sie herum. Bald umschwirren Armee-Helikopter das Gebäude und eröffnen erbarmungslos das Feuer. Die Soldaten tragen Gasmasken und sie haben es eilig, denn die Sonne sinkt ... und aus den Schatten kriecht das hungrige Grauen hervor ...

Wieder einmal ein Buch, von dem ich beinahe restlos begeistert war und das nur, weil ich aufgrund des review-corner auf den Festa-Verlag  (und somit auch diesen Autor) gestoßen bin. Ich hatte zuvor noch nichts von Nate Southard gehört, doch jetzt werde ich mir definitiv mehr von ihm geben. Mit den 277 Seiten die dieses Buch hat, ist es einfach grandios für einen Leseabend. Und so gingen sie dahin, die Stunden…

Ich habe das gute Stück beinahe in einem Rutsch durchgelesen, weil es einfach spannend und fesselnd war und das obwohl wir hier wieder ein typisches Klischee bedienen. Die Gruppe Räuber, die soeben von einem Banküberfall fliehen, landen irgendwo im Nirgendwo in der Wüste. Der Anführer der Gruppe landet dabei am Anfang auch noch in einem Kuriositätenkabinett einer alten, schrulligen Frau. Er sieht merkwürdig deformierte Gestalten – denkt sich aber nichts dabei – bis sie sich in dieser merkwürdigen Lagerhalle wiederfinden und das Grauen seinen Lauf nimmt. An sich keine neue Besonderheit. Die Gruppe kann nicht mehr weg und sie sind nicht allein. Ich habe zu diesem Zeitpunkt wirklich gedacht, dass es mich nicht mehr packt.

Doch das hat es als diese Viecher langsam aber sicher aus dem Dunkel gekrochen kamen. Spannend fand ich dabei auch, dass die Sichtweisen permanent gewechselt wurden und wir so auch ein paar Mal die Sicht des unbekannten Monsters miterleben durften. Wir sahen das Unheil kommen, wurde es doch auch so passend düster beschrieben, und schon waren wir wieder bei dem ahnungslosen Grüppchen. Ehe man sich versah wurde die Spannung auf die Spitze getrieben und man musste einfach wissen wie es weitergeht. 

Da ich über Nate Southard nicht viel weiß, kann ich natürlich nicht sagen ob sein Schreibstil bei diesem Buch besser oder schlechter ist als bei seinen anderen Werken. Aber eines ist sicher: Er hat die Aufmerksamkeit seiner Leser, denn er schweift nicht ab und packt die Dinge direkt an. Vielleicht manchmal auch zu direkt, denn so erfahren wir eher weniger über die Charaktere (ausgenommen ist da natürlich Danny, der gleichzeitig Protagonist des Buches ist). Einen halben Punkt Abzug gibt es wegen der Charaktere Gina & Dale. Ich wurde schon seit langem nicht mehr so von Charakteren genervt. Aber ansonsten war es eine runde Sache, die - nicht nur aufgrund des Endes - Lust auf mehr macht!

4,5 / 5 ♥ ♥ ♥ ♥ ♥