Mittwoch, 25. September 2013

Bighead (Edward Lee)

Ich habe lange überlegt, ob ich die Rezension zu diesem Buch überhaupt veröffentlichen und vor allem wie ich das ganze beschreiben soll, ohne dass mich die Leute im näheren Umfeld angucken, als sei ich geistesgestört. Das Ergebnis, lest ihr jetzt. Und im Vorfeld kann ich sagen: Vergesst was ich über ‚Flesh Gothic’ geschrieben habe. Die Beschreibung ‚kranke Scheiße’ hat Bighead eindeutig mehr verdient. 

Inhaltsbeschreibung | Klappentext:

Nachdem sein Großvater gestorben ist, sitzt Bighead ganz alleine  in der Hütte irgendwo im tiefen Wald von Virginia. Als das letzte  Fleisch verzehrt ist, treibt ihn der Hunger hinaus in die »Welt da  draußen«, von der er bisher nur von seinem Opa gehört hat … 
Wer oder was ist der Bighead? Wieso hat er einen Kopf so groß  wie eine Wassermelone? Ist er ein mutierter Psychopath? Was er  auch immer ist, Bighead ist unterwegs und hinterlässt eine Spur  aus Blut und Grauen. 
THE BIGHEAD gilt als das »most disturbing book«, das jemals  veröffentlicht wurde. Mancher Schriftsteller wäre über solch eine  Einordnung todunglücklich, doch nicht Edward Lee – er ist stolz  darauf.


Wo soll ich nur anfangen? Das Buch hat einen strengen Faden, den es auch weitestgehend verfolgt; nämlich uns zu schocken. Wir werden mit krankhaften Perversionen jeglicher Art nahezu erschlagen und vor uns tun sich Abgründe der Menschlichkeit auf, an die wir eigentlich nicht haben denken wollen. Nie. Ich habe das Buch ganz durchgelesen, auch wenn es stellenweise echt hart war und ich kämpfen musste. Ich bin abgebrüht – das gebe ich offen und ehrlich zu – aber irgendwann hört es auch bei mir auf. Kontinuierlich wurde versucht, den Ekel und die Boshaftigkeit dieser Materie zu steigern. In meinen Augen ist es aber missglückt. Nicht, weil es nicht eklig war sondern weil es einfach übertrieben wurde und ich als Leser den Eindruck bekam, man wolle einfach alles Vorhandene der menschlichen Grausamkeit in ein Buch quetschen. Eigentlich ist auch genau dies geschehen, denn ich kann mich jetzt nicht erinnern, dass irgendwas ausgelassen wurde.

‚Bighead’ ist zu einem großen Teil nahezu sinnfrei und für mich waren einfach keine großartigen Spannungsbögen dabei, denn man wusste schlicht und ergreifend immer wie es weiter geht. Die Abfolge war einfach immer die gleiche; zumindestens bei den ‚Bösen’. Man sucht ein Opfer, man findet ein Opfer, man erniedrigt das Opfer und am Ende stirbt das Opfer auf bestialische Art und Weise.

Für mich bewegt sich dieses Buch durch immer wiederkehrende Erwähnungen von „Schwanz, Nippel, Pimmelrotze und Hirn knacken“ (um nur ein paar Beispiele zu nennen) in der literarischen Unterkategorie. Wer tiefgründige Literatur sucht, sollte das Buch hier ganz weit wegschmeißen. Einzig und allein die Einbringung des hinterwäldlerischen Dialektes, der am Anfang gar nicht so einfach zu lesen ist aber dennoch einen Wiedererkennungswert hat, gibt ein wenig Atmosphäre und man fühlt sich gleich wie bei der neuen (und eindeutig härteren) Auskopplung von ‚Wrong Turn’. 

Kommen wir zu den Charakteren. Wir haben das Monster, wir haben die beiden grundverschiedenen Mädels die sich (natürlich!) mit Sexproblemen herum ärgern, wir haben die ältere und einsame Dame mit dem gehüteten Geheimnis, wir haben einen Priester und wir haben zwei zurückgebliebene, grausame Hinterwäldler. Und da sind wir auch schon bei dem Punkt, der mich am meisten aufgeregt hat. Was haben diese beiden Trottel für einen Sinn in diesem Buch? Richtig. Gar keinen. Sie sind nur dazu da um Opfer zu erniedrigen und abzuschlachten. Und das einfach immer wieder und es wird nach dem gefühlt 1000’sten Mal einfach langweilig und sie gehen einem regelrecht auf die Nerven! 

Ein Lichtblick war dabei der Priester, der gegen sämtliche Normen der christlichen/katholischen Kirche verstößt und uns ein Lächeln auf die Lippen zaubert, weil er flucht und trinkt und raucht und kein Blatt vor den Mund nimmt. Herrlich erfrischend – auch wenn sich die Kirche darüber sicherlich aufregt. [Allerdings glaube ich kaum, dass der Papst dieses Buch jemals in die Finger bekommen wird]

Was mich richtig geärgert hat war allerdings das Ende. Ich werde es jetzt nicht verraten, aber ich habe ziemlich verwirrt auf der Couch gesessen, als ich durch war. ‚Was zur Hölle?’ trifft es da wohl am besten – aber nicht im positiven Sinne. Gen Ende hin wird einfach noch mal alles in den Topf geschmissen und wir wissen irgendwann nicht mehr wo wir stehen. 

Ich schließe diese Rezi mit folgenden Worten von der guten Cerid ab, indem ich sage: „Der Typ scheißt sich in die Hand, schmiert es an die Wand und nennt es Kunst!“ In diesem Buch ist das tatsächlich der Fall (und Lee würde es auch sicherlich als Kompliment aufnehmen). Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

1,5/5 ♥ ♥ ♥

(Original Post vom 30.07.2013)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen