Mittwoch, 25. September 2013

Flesh Gothic (Edward Lee)

Mittlerweile ist ja schon bekannt, dass Autoren wie Richard Laymon oder in diesem Fall auch Edward Lee, ihre Geschichte gerne Mal auf die sexuelle Basis beschränken und es zu ordentlichem Gemetzel kommt. So ist es auch bei ‚Flesh Gothic’. Ich bin ehrlich wenn ich sage, dass dies das erste Buch ist, das ich von Edward Lee gelesen habe – aber ich habe schon viel von ihm gehört. Wem solche Themen nicht gefallen, sollte diesen Blogpost nicht lesen und wieder ins quietschvergnügte, bunte Bällebad des Lebens zurückkehren.

Um das Buch am besten zu beschreiben, benutze ich am besten zwei Worte: Kranke Scheiße! Ich habe ja schon viel gelesen und bin auch nicht pingelig bei Thema wie Sex oder Gewalt in Büchern, aber dieses Buch hat mich echt an den Rand des Möglichen geführt. Auf der Rückseite des Buches stand geschrieben: „Himmel, woher hat Lee solche Ideen?“ und das habe ich mich zwischendurch immer wieder gefragt. Der Handlungsort und die verschiedenen Charaktere sind sicherlich keine Neuheiten in diesem Genre – nehmen wir allein mal das Horrorhaus, den Dämonologen mit technischem Spezialgerät oder die paranormale Wissenschaftssexbombe. Nein, das alles ist nichts Neues, aber die Umsetzung dieser brutalen Geschichte gleicht wirklich einer ‚literarischen Körperverletzung’ wie Laymon es selbst gesagt hat.

Wer jetzt aber denkt, dass wir rasant ins Geschehen geworfen werden, der liegt gründlich falsch. Bevor das Buch richtig an Fahrt aufnimmt, wird uns jeder einzelne Charakter ausgiebig vorgestellt und wir erhalten einen Einblick darin, wie die einzelnen Protagonisten ticken. Das kann ein Vorteil sowie ein Nachteil sein. Einige mögen es nicht, wenn ein Vorstellungsprozess zu lange dauert. Mich hat dieser Prozess allerdings keineswegs gelangweilt, weswegen ich diesen auch nicht kritisieren kann. 

Im zweiten Abschnitt des Buches, geht es dann richtig los. Die paranormalen Ermittler befinden sich im Horrorhaus und machen sich auch ans Werk. Und bereits jetzt werden wir mit allerhand Abartigem und Perversionen jeglicher Art nahezu beworfen. Ich konnte einfach nicht anders: Ich musste weiterlesen. Denn entgegen vieler Meinungen ist es nicht nur verstörend und ekelig. Nein, Lee beweist ein grandioses Themenwissen zur Dämonologie und Mythologie und bringt dies auch regelmäßig mit ein. Hier steht nichts was sich einfach aus den Fingern gesogen wurde. Die Hintergründe und Erklärungen haben Hand und Fuß. Wir befinden uns inmitten eines großen (soziopathischen) Rätsels, das nun vom Team gelöst werden muss und wir ertappen uns dabei, wie wir innerlich selbst zum Ermittler werden. Dabei stoßen wir auf Probleme und überraschende Wendungen – und auf ein grandioses Finale.

Obwohl ich skeptisch war – und ich auch lange Zeit überlegt habe, ob ich es mir überhaupt zulegen soll – bin ich positiv überrascht. Dieses Buch ist nicht nur was für Leute mit ‚kranken Köpfchen’ sondern auch für jene, die kein Problem mit derben inhaltlichen und detaillierten Beschreibungen haben und bei einem Buch gerne mitraten. Oh ja das könnt ihr. Und ich wünsche euch viel Spaß dabei!

Ein paar Seiten weniger hätten es zu Anfang sicherlich auch getan aber dennoch ist es ein solider Faden, der nicht einfach nur so aus der Luft gerissen wurde. Lee hat sich mit dem Thema beschäftigt und zeigt eine Menge Fachwissen, auch wenn die Ausdrucksweise für manche gewöhnungsbedürftig ist. Aber was haben wir denn sonst erwartet? In der Hölle reiten wir nun mal nicht mit einem Einhorn über Regenbögen!

4/5 ♥ ♥ ♥ ♥

(Original Post vom 30.06.2013)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen