Dienstag, 15. März 2016

Die Geschichte vom zweiten Hund, Teil 1.

Ich dachte, ich erzähle euch mal eine kleine, private Geschichte. Es ist unteranderem auch ein Grund, warum ich in letzter Zeit nicht zum bloggen gekommen bin.
 
Wie einige vielleicht wissen, bin ich nicht nur ein Bücherwurm; nein ich bin auch ein Frauchen. Mein erster Hund - Ruby - ist ein Familienhund, den wir als Welpe bei uns aufgenommen haben. Sie ist mittlerweile 4 Jahre und ein Parson-Jack-Russell Terrier. Sie war immer mein Ein und Alles. Mein Herzstück. Mein Baby.
Ich wollte nie einen zweiten Hund. Ich wusste nicht, ob ich für diesen auch genug Zeit haben könnte. Und ich dachte mir: Hey, einer reicht doch auch.
 
Doch dann schaute ich eines Nachmittags am Samstag im November in die Zeitung und da sah ich ihn. Das Gesicht werde ich vermutlich nie wieder vergessen. Er blickte so unglaublich traurig in die Kamera und ich weiß noch wie ich zu meiner Mutter sagte: "Mama, hast du den Hund gesehen? Ist er nicht einfach wunderschön?" Auch wenn man sehen konnte, dass er eine traurige Seele war, ich sah seine Augen und ich wusste, dass ich bei diesem Tierheim anrufen musste. Noch am selben Samstag schnappte ich das Telefon und sprach den Mitarbeitern dort auf das Band. Es war eine Bauchentscheidung. Ich musste diesen Hund einfach zumindestens einmal sehen.
 
Gleich am Montag darauf erhielt ich einen Rückruf. Der Hund hätte schon mehrere Interessenten. Die ersten kämen am Dienstag...wenn ich Lust hätte könne ich allerdings noch am Donnerstag vorbeikommen. Ich sagte der Frau, dass ich schon eine Hündin hätte und ob ich diese mitbringen könnte. Wir schnackten ein wenig über die Rasse und ich schaufelte mir schnell die Zeit frei um gleich am Donnerstag hinfahren zu können. Zusammen mit meinem Freund und Ruby fuhr ich also drei Tage später über eine Stunde zum Tierheim und fragte nach "Timon". So lautete nämlich der Name des Rackers aus der Zeitung.

Eine Mitarbeiterin holte ihn und übergab ihn uns zwecks Probespazierganges. Bereits bei der Übergabe fiel mir auf, dass der Hund weder mit dem Schwanz wedelte, noch einen Blick zu den Menschen riskierte die um ihn herum standen. Er hörte auch nicht wirklich auf den Namen "Timon". Um ehrlich zu sein tat und hörte er rein gar nichts.
Ich spürte trotzdem wie mein Herz in der Minute aufging wo er vor mir stand und wo ich ihn vorsichtig streichelte. Ich wusste, dass ich mich in diesen Hund verliebt hatte - und das obwohl wir uns doch kaum kannten! Also gab ich ihm die Chance und wir gingen mit beiden Hunden spazieren.

Es lief wirklich super. Der Hund war ruhig, er zog nicht...jedoch schien er nicht wirklich zu wissen was er jetzt draußen sollte. Meine Hündin schnupperte und schaute sich um....Timon tat wie immer nichts, sondern lief nur stoisch geradeaus.
Als wir zurück zum Tierheim kamen, ließen wir die beiden im eingezäunten Bereich spielen. Es dauerte eine ganze Weile, bis Timon anfing zu laufen und schließlich zu rennen. Ich war - aufgrund von Ruby - gewisse Power gewöhnt, doch Timon ging nach drei Runden die Puste aus. Er konnte nicht mehr. Stattdessen hing er meiner Hündin am Hintern, die davon natürlich mäßig begeistert war.

Wir mussten also erfahren, was es mit dem Hund auf sich hatte. Warum war er im Tierheim? Wer hatte ihn abgegeben?

Was wir dann hörten, verschlug uns regelrecht die Sprache. Timon stammte aus einer Beschlagnahmung. Zusammen mit vielen anderen Hunden war er aus einer "Massenzucht" geholt worden. Alle Tiere - inklusive ihm - seien in einem katastrophalen Zustand gewesen. Es habe drei Monate gedauert, bis man überhaupt ein Bild hatte auf die Internetseite und die Zeitung packen können. Die sonst weißen Hunden, waren schwarz und braun vor Dreck und Ungeziefer gewesen.
Und Timon hörte auch nicht auf seinen Namen...weil er schlicht und ergreifend nie einen gehabt hatte. Alle Tiere waren mit einer Nummer versehen gewesen. Und alle Tiere hatten in einer Box gehaust, aus denen man sie nur zwecks des Deckens genommen hatte. Daher auch sein Triebverhalten. Und das war auch der Grund, warum man ihn sofort hatte kastrieren müssen. Wie alt genau der Hund war, konnte man ebenfalls nicht sagen, da keinerlei Papiere oder Unterlagen gefunden worden waren. Man schätzte ihn allerdings auf 5 - 6 Jahre. Und all die Jahre hatte Timon dieses elende Leben führen müssen.
Ich schaute diesen armen Hund an und hätte heulen können. Ich könnte es schon wieder, wenn ich diese Zeilen nur tippe. Ich spürte Wut und Zorn über solche widerlichen Menschen...aber vor allem tat mir dieses Tier einfach nur unfassbar leid.

Im selben Atemzug erfuhren wir, dass die vorherigen Interessenten alle abgesagt hätten. Begründungen waren, er würde zu viele Haare verlieren. Oder es würde ja soviel Zeit für die Erziehung draufgehen, da er ja nicht einmal "Sitz" machen konnte.
Ich beschloss, den Hund nicht im Heim zu lassen. Ich unterschrieb ohne größer darüber nachzudenken den Vertrag über die zweiwöchige Probezeit (damit man im heimischen Gefilde ausprobieren kann, ob der Hund mit allem kompatibel ist) und nahm Timon noch am selben Tag mit.

Die Bilder stammen von meinem Instagram Account. Verwendung untersagt.
 

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